Die anderen machen Karriere, aber man selbst kommt nicht voran? So geht es vielen Nachwuchsjurist:innen nach dem Berufseinstieg. Die Gründe für die noch fehlende Positionierung dafür sind vielfältig: reine Leistungsorientierung, Fehleinschätzung der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten oder auch Perfektionismus. Doch die wahren Hindernisse sind andere, wie dieser Beitrag zeigt.
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Die Karriereerfolgsfaktoren im Business
Viele Jurist:innen gehen immer noch davon aus, dass eine entsprechende Leistung ausreicht, um befördert zu werden. Dies ist im Berufsalltag regelmäßig nicht der Fall. Leistung ist zwar ein wichtiger Faktor, macht aber nur zehn Prozent des Erfolgs aus. Dem stehen zwei andere Aspekte gegenüber: Selbstmarketing und Sichtbarkeit sind mit 30 bzw. 60 Prozent weitaus wichtiger für ein erfolgreiches berufliches Fortkommen, wie ein anderer Beitrag auf dem Legalhead-Blog aufzeigt.
Doch die wahren Karriere-Hindernisse sind andere, wie hier im Folgenden erläutert wird.
Hürde Nr. 1: Sie sind (noch) nicht als Expert:in aufgestellt
Berufsanfänger:innen stellen sich zu Beginn meist erst einmal möglichst breit auf. Dies ist nachvollziehbar, denn es braucht zunächst Erfahrungen in verschiedenen Rechtsgebieten, um zu sehen, was einem besonders liegt.
Spätestens im dritten Berufsjahr sollten Sie jedoch damit beginnen, sich in Ihrem Arbeitsumfeld für ein bestimmtes Rechtsgebiet oder ein Sachthema zu positionieren. Verfallen Sie nicht in die Versuchung, es allen recht machen zu wollen. Denn damit erreichen Sie niemanden. Um von den richtigen Personen angesprochen zu werden, ist eine klare Positionierung unumgänglich.
Das setzt aber voraus, dass Sie sich immer mehr als Expert:in verstehen (müssen). Das ist am Anfang nicht einfach. Schließlich hat man oft genug das Gefühl, noch nicht über genügend Wissen oder praktische Erfahrung zu verfügen, um wirklich eine Spezialistin oder ein Spezialist zu sein.
Derartige Rückmeldungen im beruflichen Umfeld führen jedoch dazu, dass sich Nachwuchsjurist:innen im ersten Schritt nicht als Expert:innen sehen, sich im zweiten Schritt nicht wie diese positionieren und im dritten Schritt von anderen auch nicht als solche wahrgenommen werden.
Um einen Expert:innen-Status zu erlangen, braucht es jedoch beide Seiten, zum einen dass Sie sich selbst als solche:r sehen und zum anderen die Menschen in Ihrem Umfeld wie Kolleg:innen, Vorgesetzte, Mandant:innen, Geschäfts- und Kooperationspartner:innen ihnen diesen bestätigen.
Was vielen Nachwuchsjurist:innen nicht bewusst ist: Wenn es an einer klaren Positionierung fehlt, sind häufig auch Selbstmarketing und Networking zum Scheitern verurteilt. Denn was vermarktet man, wenn man nicht weiß, wofür man steht (und damit für welche Themen, Rechts- oder Fachgebiete)? Widmen Sie sich daher unbedingt in den ersten drei Berufsjahren Ihrer beruflichen Positionierung und bestimmen Sie – idealerweise in Abstimmung mit Vorgesetzten und Kolleg:innen – mindestens ein Spezialgebiet, in dem Sie sich einen Expert:innenstatus aufbauen werden.
Der Weg in die Expert:innenliga ist oft mit Selbstzweifeln und dem Gefühl verbunden, noch lange nicht gut genug zu sein. Hier hilft es, sich selbst immer wieder zu reflektieren und sich zu fragen: Was brauche ich noch, um gut genug zu sein und mich als Expert:in zu positionieren? Wer diese Frage positiv formuliert, schafft sich Spielraum – zunächst für die eigenen Gedanken, später auch für die berufliche Entwicklung und Karriere.
Hürde Nr. 2: Man sieht Sie noch nicht als die Expertin oder den Spezialisten
Eine Fachfrau oder ein Fachmann ist nur, wer sich selbst so sieht und auch von anderen so wahrgenommen wird. Um als Nachwuchsjurist:in erfolgreich zu sein, müssen das immer größer werdende Know-how und die sich stetig erweiternde praktische Erfahrung auch nach außen kommuniziert werden.
Sorgen Sie also dafür, dass Sie sichtbar, bekannt und von anderen anerkannt werden – intern wie extern, online wie offline. Gehen Sie strategisch vor und überlegen Sie sich, was für ein erfolgreiches Personal Branding und Selbstmarketing notwendig ist: Wie können andere Menschen von Ihrem sich stetig erweiternden Expert:innen-Status erfahren?
Überarbeiten Sie beispielsweise Ihr LinkedIn-Profil und halten Sie Vorträge über Ihr Fachgebiet. Haben Sie dabei immer Ihre Positionierung im Blick. Sprechen Sie über Ihre Kompetenzen und zeigen Sie den Menschen in Ihrem Netzwerk, was Sie zu bieten haben.
Hürde Nr. 3: Sie sind nicht ausreichend vernetzt
Sie erhalten nur wenige Anfragen oder Empfehlungen aus Ihrem Netzwerk? Und dass, obwohl Sie begonnen haben, sich klar zu positionieren und Ihre Expertise sichtbar bzw. bekannt zu machen? Dann überdenken Sie Ihr Networking, denn es ist ein weiterer wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Entwickeln Sie eine auf langfristige, nachhaltige Beziehungen ausgerichtete Strategie für Ihr Networking, indem Sie die bzw. den Netzwerker:in in sich selbst entdecken und immer mehr vernetzt denken und handeln . Denn sowohl beim Networking als auch beim Personal Branding sind Sichtbarkeit und Bekanntheit der Schlüssel zum Erfolg.
Die Autorin
Die Autorin: Dr. Anja Schäfer ist Anwältin, Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Jurist:innen in puncto Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expert:in sowie zur strategischen Ausrichtung bei beruflicher Neu- oder Umorientierung. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events, spricht über die genannten Themen im „Juristinnen machen Karriere!“ – Podcast und hat ihre besten Tipps im Karriere-Erfolgsfahrplan für Jurist:innen als PDF zum Download zusammengefasst. |