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Verfassungsrichter: So sieht der Weg zum höchsten juristischen Amt aus

Juli 23, 2025 | Juristische Berufe

Die Wahl zum Verfassungsrichter ist derzeit in aller Munde, doch wie erhält man eigentlich das höchste juristische Amt in Deutschland? Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ist nicht nur das oberste Gericht Deutschlands, sondern auch ein Symbol für rechtsstaatliche Stabilität und intellektuelle Exzellenz. Wer hier entscheidet, prägt das Land auf Jahrzehnte. In diesem Beitrag bekommst du einen fundierten Überblick über Aufgaben, Anforderungen, Karrierepfade und ehrliche Einblicke, warum der Weg zwar anspruchsvoll, aber keineswegs unerreichbar ist.

Was macht ein Verfassungsrichter eigentlich?

Als Verfassungsrichter beurteilst du keine alltäglichen Verkehrsunfälle oder Mietverträge. Du entscheidest über die ganz großen Fragen. Ob ein Gesetz mit dem Grundgesetz vereinbar ist, ob ein Verbot einer Partei rechtmäßig war oder ob Grundrechte durch staatliches Handeln verletzt wurden. Denn das Bundesverfassungsgericht steht über allem.

Die wichtigsten Aufgaben bestehen in:

  • der Entscheidung über Verfassungsbeschwerden von Bürger:innen
  • der abstrakten und konkreten Normenkontrolle
  • Organstreitverfahren
  • besonders sensiblen Verfahren wie Parteiverbots- oder Wahlprüfungsverfahren.

Entscheidungen werden nicht im Alleingang getroffen, sondern im Kollegium der Senate. Das bedeutet: intensive Beratungen, lange Sitzungen und eine hohe juristische Präzision. Oft geht es um den Ausgleich zwischen staatlicher Macht und individuellen Freiheitsrechten, also um nichts Geringeres als die Verteidigung unserer Verfassung.

Welche Qualifikationen braucht man?

Die formalen Anforderungen sind relativ klar definiert: Du brauchst die Befähigung zum Richteramt, also das zweite Staatsexamen, musst mindestens 40 Jahre alt sein und wirst für eine Amtszeit von zwölf Jahren ohne Möglichkeit der Wiederwahl ernannt. Doch in der Praxis zählen weit mehr als nur formale Kriterien.

Gesucht werden Persönlichkeiten mit herausragender juristischer Expertise, meist mit Professuren im Öffentlichen Recht, langjähriger richterlicher Erfahrung an Bundesgerichten oder führender Tätigkeit in der Verwaltung. Neben einem tiefen Verständnis von Verfassungsrecht, Staatsrecht und Grundrechten wird auch eine gewisse politische Unabhängigkeit erwartet – trotz des parteinahen Wahlprozesses. Wer gesellschaftliche, ethische und interdisziplinäre Fragen mitdenkt, ist in Karlsruhe besonders gut aufgehoben.

Wie wird man Verfassungsrichter?

Die Wahl der Verfassungsrichter:innen erfolgt je zur Hälfte durch den Bundestag und den Bundesrat. Die Vorschläge kommen in der Regel von den politischen Parteien, wobei die Kandidat:innen sowohl fachlich als auch politisch vermittelbar sein müssen. Voraussetzung ist eine Zweidrittelmehrheit – das sorgt für breite Legitimation.

In den beiden Senaten des Bundesverfassungsgerichts gelten dabei bestimmte Besetzungsmuster, etwa die Mindestanzahl an Mitgliedern mit Erfahrung an obersten Bundesgerichten. Insgesamt ist die Wahl stark politisch geprägt, aber die fachliche Qualität der Kandidat:innen steht dabei immer im Vordergrund. Selbstbewerbungen oder Lobbyismus spielen keine Rolle – stattdessen zählt eine über Jahre aufgebaute Reputation.

Karriereweg dorthin – was ist realistisch?

Der direkte Weg nach Karlsruhe ist selten und verläuft selten geradlinig. Typischerweise führt er über:

  • Professuren im Öffentlichen Recht,
  • leitende Positionen in Justiz oder Verwaltung,
  • oder politische Tätigkeiten mit juristischem Fokus.

Publikationen, Vorträge und Engagement in juristischen Fachkreisen erhöhen zusätzlich die Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit. Wichtig ist, dass du dir frühzeitig ein solides Netzwerk aufbaust, dich fachlich klar positionierst und dein Interesse am öffentlichen Recht kontinuierlich unter Beweis stellst. Auch wenn es nur wenige bis an die Spitze schaffen – auf dem Weg dorthin eröffnen sich viele interessante Karriereoptionen.

Alltag und Arbeitsweise am BVerfG

Der Alltag eines Verfassungsrichters ist weit entfernt von bloßer Repräsentation. Er ist geprägt von intensiver juristischer Arbeit: Sitzungswochen mit mehrtägigen Beratungen, hunderte Seiten Schriftsätze, komplexe Argumentationen und Abstimmungen im Kollegium gehören zur Tagesordnung. Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen leisten dabei wertvolle Unterstützung, aber die Entscheidungen treffen die Richter:innen selbst.

Die Verantwortung ist enorm, denn jedes Urteil kann politische und gesellschaftliche Wellen schlagen. Deshalb braucht es neben juristischer Exzellenz auch Souveränität, Kommunikationsfähigkeit und ein tiefes Verantwortungsbewusstsein.

Fazit: Ein Ziel mit Weitsicht

Verfassungsrichter:in zu werden ist eines der anspruchsvollsten und zugleich ehrenvollsten juristischen Ämter in Deutschland. Der Weg dorthin ist lang, aber jede Etappe bringt dich fachlich und persönlich weiter. Vielleicht wirst du nicht selbst in Karlsruhe entscheiden – aber die Auseinandersetzung mit dem Verfassungsrecht lohnt sich immer.

Lass dich nicht entmutigen: Mit fachlicher Exzellenz, klarer Haltung und einem langen Atem kannst du im öffentlichen Recht viel bewegen und deinen ganz eigenen Weg gestalten.

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