Legalhead BlogWissenswertes zur Karriere von Juristinnen und Juristen

Gut bei Stimme? Das Karrierewerkzeug für Juristen

Aug 13, 2020 | Studium & Weiterbildung

Die Stimme ist ein entscheidender Aspekt im Berufsalltag

In kaum einem anderen Metier sind das Auftreten und die Überzeugungskraft so wichtig wie für Juristinnen und Juristen. Mandanten wollen gewonnen, Richter und Kollegen überzeugt werden. Juristisches Know-how ist dabei wichtig, das steht außer Frage. Aber man muss sich bisweilen nicht nur gut, sondern exzellent präsentieren können. Die Stimme ist ein wesentliches Erfolgswerkzeug, um das zu erreichen.

Vertrauen zu Mandanten aufbauen

Wer Mandate gewinnen will, muss Vertrauen aufbauen. Das gilt längst nicht nur im Bereich der Privatmandanten. Auch Firmenmandanten, denen man ein eher rationales Verständnis des Anwalts-Mandanten-Verhältnisses zusprechen möchte, wollen das Gefühl haben, ihr Anliegen in gute Hände zu geben. Vertrauen spielt also auch hier eine Rolle. Aber wie gelingt es, dieses aufzubauen? Es geht darum, Ruhe und Kompetenz auszustrahlen. Das juristische Wissen nützt hier im Zweifel nicht viel, denn Mandanten können dieses häufig nicht einschätzen. Sie selbst sind eben keine Juristen. Sie können lediglich bestimmen, wer ihnen sympathisch und kompetent erscheint. Ein wichtiger Faktor ist dementsprechend das Auftreten – und damit auch die Stimme.

Es ist wichtig, das Vertrauen des Klienten zu gewinnen
Es ist wichtig, das Vertrauen des Klienten zu gewinnen

Der psychorespiratorische Effekt

Wer daran zweifelt, dass stimmliche Probleme ein Karrierefaktor sind, der braucht nur einmal an seine eigene Erfahrung zu denken. Wer saß nicht schon als Zuhörer einer schlechten Rede im Publikum und fühlte sich betroffen von dem, was da auf der Bühne passierte? Der Mensch ist ein soziales Wesen, er ist darauf programmiert, auf seine Umwelt zu reagieren. Atmet ein Redner falsch oder schlecht, überträgt sich das auf das Publikum; es fühlt sich unwohl: der psychorespiratorische Effekt. In diesem Moment verschwinden mit der Sympathie für den Redner auch alle guten Argumente oder wichtigen Punkte der Rede. Alles, was der Redner zu sagen hat, verschwindet hinter dem schlechten Vortrag.

Man kann sich vorstellen, was dieses Phänomen für die Beziehung zwischen Anwalt und Mandant oder Anwalt und Richterbank bedeutet. Deshalb gibt es keinen zu späten und keinen zu frühen Zeitpunkt, um in das Training der eigenen Stimme einzusteigen.

Stimmliche Probleme sind vielfältig

Dabei haben unterschiedliche Anwälte auch völlig unterschiedliche Probleme. Wer zu laut spricht, wirkt aufdringlich. Wer zu leise spricht, wirkt schüchtern. Wer zu monoton spricht, wirkt langweilig. Wer zu betont spricht, wirkt exzentrisch. Nuscheln, Stottern und Lispeln haben eine befremdliche Wirkung auf den Zuhörer. Eine zu hohe Stimme vermittelt Unsicherheit. Eine zu tiefe Stimme erscheint nicht zielgerichtet. Zwischen all den unterschiedlichen Möglichkeiten, Stimme zu gestalten, gilt es, das richtige Maß zu finden: nicht zu laut, nicht zu leise, nicht zu monoton, nicht zu aufgeregt. Darüber hinaus gibt es Probleme von der Fistelstimme bis hin zu schnellen Ermüdungserscheinungen bei langen Vorträgen oder Plädoyers. Deshalb ist es sinnvoll, der Stimme ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Stimmtraining für Juristen

Zielgerichtetes Training kann bei all diesen Problemen Abhilfe schaffen. Niemand muss sich mit dem zufrieden geben, was die eigenen Stimme nun einmal hergibt. Mit gezielten Übungen kann man stimmlich viel erreichen. Viele Muskeln haben einen Einfluss auf das, was wir als Sprache und Stimme produzieren – und Muskeln kann man bekanntlich trainieren. Normalerweise formt die Gewohnheit unsere Bewegungen, dabei kommen Abläufe zustande, die für eine klangvolle Sprechweise nicht gerade förderlich sind. Entgegen der landläufigen Meinung, zur Stimme gehörten nur Stimmbänder und höchstens noch Muskeln im Hals, hat der ganze Körper einen Einfluss auf unseren Stimmklang.

Schon die Atmung wirkt sich darauf aus, ob ein Ton voll oder eher flach klingt. Die meisten Menschen atmen eher oberflächlich in den Brustbereich. Wer sich allerdings darauf konzentriert, tief in den Bauch zu atmen, wird ein anderes Ergebnis produzieren – ein volleres. Wer ein dünnes Stimmchen hat, kann mit dem Singen von Tönen viel erreichen. Denn beim Singen werden Resonanzräume aktiviert, die auch beim Sprechen hilfreich sind. Wer den Film „The King’s Speech“ gesehen hat, weiß, dass man sogar das Stottern mit den richtigen Übungen in den Griff bekommt. Es gibt also kein stimmliches Problem, für das nicht eine Lösung gefunden werden kann.

Werkzeugkasten für die Stimme

Sprechen – und darüber hinaus auch das Singen – kann man als Handwerk verstehen. Wer dementsprechend seinen Werkzeugkasten gut kennt und weiß, an welchen Schräubchen er drehen muss, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, der ist gut aufgestellt. Und Handwerk kann man lernen.

Ute Bolz-Fischer aus Frankfurt am Main ist seit über 20 Jahren Stimmtrainerin und Stimmcoach, bringt also einen großen Erfahrungsschatz mit. Bei ihrer Arbeit hat sie sich auf Juristen spezialisiert, die ihre Stimme für berufliche Zwecke ausbilden lassen und festigen möchten. Durch ihr Studium in den Bereichen Musikwissenschaft und Gesang hat sie ein breites Hintergrundwissen zum Thema Stimme. Dieses setzt sie vor allem dazu ein, Juristen jeden Alters auf ihrem Karrierepfad den gezielten Einsatz ihrer Stimme zu ermöglichen. Im Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen zum Stimmtraining für Juristen.

Stimmtrainerin Ute Bolz-Fischer
Stimmtrainerin Ute Bolz-Fischer

Interview mit Ute Bolz-Fischer von Law & Voice

Frau Bolz-Fischer, mit welchen Problemen kommen Anwälte zu Ihnen?

Ich betreue Juristen mit ganz unterschiedlichen Problemstellungen. Häufig geht es um die Frage, wie man die Stimme auch an vollen Verhandlungstagen oder in langen Meetings nicht verliert. Sie soll nicht kratzen, brüchig oder heiser werden. In der gemeinsamen Arbeit stellt sich dann oft heraus, dass sie über einen längeren Zeitraum Druck auf den Kehlkopf ausüben. Mit der Zeit verkrampft man dann und die Stimme wird heiser und belegt. Zusammen machen wir dann Übungen, die den Druck auf den Kehlkopf verringern, die Muskeln im Halsbereich lockern. Wir entwickeln Alternativen, um die Stimme gut klingen zu lassen. Häufig beklagen sich Anwälte auch darüber, dass ihre Stimme nicht durchsetzungsfähig genug sei. Dann entwickeln wir gemeinsam eine Strategie, wie die Atmung und Resonanzräume Körper dazu genutzt werden können, die Stimme voller klingen zu lassen. Es gibt tatsächlich kein Problem, das man mit der richtigen Übung nicht in den Griff bekommen könnte.

Aber in Ihrem Training sprechen Sie nicht nur. Es wird auch gesungen, richtig?

Das stimmt. Dabei geht es mir nicht darum, alle Juristen, die zu mir kommen, zu Opernsängern auszubilden. Es ist allerdings so, dass man seine Stimme besser und von einer anderen Seite kennenlernt, wenn man neben dem normalen Sprechen auch Töne singt. Es schafft einfach einen anderen Zugang zur Stimme und man erweitert die Möglichkeiten, die man hat, auf ihren Klang einzuwirken. Man atmet schon automatisch ganz anders, wenn man genug Luft braucht, um einen gesungenen Ton schön schwingen zu lassen. Wenn man so will, ist der Gesang die Basis des Trainings, auf der die Arbeit an der Sprechstimme aufbaut.

Welche Voraussetzungen muss man für Ihr Training mitbringen?

Große Voraussetzungen gibt es da eigentlich nicht, höchstens den Willen, aktiv an seiner Stimme zu arbeiten. Wenn der Wille da ist, können wir gemeinsam auf jeden Fall etwas erreichen – egal bei welchem Problem. Zu mir kommen sowohl junge Talente, die sich gerade eben erst in das berufliche Umfeld begeben haben, als auch erfahrene Partner, die ihren Auftritt auf der internationalen Bühne verfeinern wollen.

Hat das Stimmtraining Nebenwirkungen, mit denen man vielleicht erst einmal nicht rechnet?

Ja, Nebenwirkungen gibt es durchaus – allerdings durchweg positive. Neben der Wirkung auf die Stimme hat die Arbeit an ihr außerdem Auswirkungen auf die Haltung: Wer richtig atmet, der steht anders und hat insgesamt eine ganz andere Körperhaltung – auch die wirkt sich positiv auf das Auftreten in wichtigen Situationen aus. Dadurch kann man schon schnell den Effekt erkennen, selbstbewusster auf andere zu wirken. Das Singen an sich senkt – und das ist wissenschaftlich erwiesen – das Stresslevel. Wenn wir singen, wird weniger Cortisol, das das körpereigene Stresshormon, ausgeschüttet. Wer singt, ist also stressresistenter. Ich denke, auch davon können Juristen nur profitieren.

Zu guter Letzt: Haben Sie Praxistipps, mit denen jeder auch schon zu Hause etwas für die eigene Stimme tun kann?

Schon mit Kleinigkeiten kann man stimmlich etwas erreichen. An ein paar Übungen kann man sich zu Hause gut ausprobieren. Vielleicht lassen sich so auch erste positive Effekte mit in die Kanzlei nehmen oder sogar in den Berufsalltag integrieren:

  • Atmen Sie tief in den Bauch! Besonders wenn Sie nervös oder aufgeregt sind, wirkt sich das entspannend auf Sie und Ihre Stimme aus.
  • Machen Sie sich locker – vor allem im Mund- und Kieferbereich. Wer dort verkrampft, kann nicht lange sprechen, ohne heiser zu werden.
  • Wer einen Frosch im Hals hat, sollte sich auf gar keinen Fall räuspern. Das raut den Hals von innen auf und verschlimmert den „Frosch“. Besser ist es zu husten und ein Glas stilles Wasser zu trinken.
Wasser hilft am besten beim Fosch im Hals
Wasser hilft am besten beim Fosch im Hals

Vielen Dank für das Interview und die interessanten Einblicke in Ihre Arbeit bei Law & Voice, Frau Bolz-Fischer.

Legalhead

Auch wenn es bei Legalhead vorrangig um die Vermittlung von Jobs geht, sind wir doch auch Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Karriere.

Legalhead funktioniert nach dem Matching-Prinzip. Das bedeutet, Kanzleien sowie Kandidatinnen und Kandidaten können mit einem Klick gegenseitiges Interesse bekunden, und schon startet der Bewerbungsprozess.

Hierfür erstellen Sie sich zunächst unter Legalhead.de ein Profil. Neben Ihren Qualifikationen geben Sie auch Ihre Gehaltsvorstellungen an. Die persönlichen Informationen im Bewerbungsprozess bleiben solange anonym bis konkrete Verhandlungsgespräche starten.

Das Wunschgehalt ist für niemanden außer Ihnen ersichtlich. Es dient lediglich als Auswahlkriterium für die Stellen, die Ihnen angezeigt werden. Gerne können Sie durch Veränderungen der Lohnvorstellungen einen Überblick ihrer Marktchancen identifizieren.

Natürlich können Sie das Profil im Anschluss an Ihre Nachforschungen einfach ruhen lassen. Unternehmen können weiterhin Interesse an Ihrem anonymen Profil bekunden und mit etwas Glück klopft die Wunschstelle demnächst von ganz alleine an Ihre Tür.

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