In der digitalen Welt wird es auch für Nachwuchsjurist:innen immer wichtiger, sich als Expert:in zu positionieren und mit Personal Branding sichtbar zu werden – sowohl online als auch offline. Dabei stellt sich oft die Frage: Wie viel Persönliches sollte man preisgeben? Was bleibt privat, und welche Aspekte der eigenen Persönlichkeit sollten bewusst als Teil der eigenen Personal Brand sichtbar gemacht werden?
Die Antwort darauf ist eine, die Jurist:innen häufig hören: „Es kommt darauf an“. Denn EINE allgemeingültige Regel gibt es nicht. Jede:r entscheidet individuell, welche Inhalte privat bleiben und welche bewusst als Teil der eigenen Marke nach außen sichtbar werden.
Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie Persönlichkeit zeigen, ohne private Dinge preiszugeben.
Was heißt es, zwischen privat und persönlich zu unterscheiden? Privates ist das, was Sie bewusst für sich behalten wollen. Persönliches hingegen umfasst die Aspekte Ihrer Persönlichkeit, die Sie bewusst sichtbar machen, um über Ihre persönliche Themen und Geschichten Ihr Personal Branding zu stärken und Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.
Persönlich vs. privat? Die Entscheidung liegt bei Ihnen!
Machen Sie sich dabei eines immer wieder bewusst: „Sie haben es in der Hand, was und wie viel Sie offenlegen.“
Was Sie als persönlich verstehen, stufen andere als privat ein. Einige ziehen die Grenzen bei Themen wie Familie und Partnerschaft, andere bei einer Lebenskrise oder bestimmten Freizeitaktivitäten. Welche Aspekte Sie in Ihr Personal Branding aufnehmen, hängt folglich von Ihren eigenen Zielen und beruflichen Ambitionen ebenso wie von Ihrer individuellen Komfortzone ab.
3 Gründe, ein privates Thema zu einem persönlichen und damit öffentlich zu machen
1. Sie bestimmen das Narrativ
Es sagt etwas über Ihre Persönlichkeit aus, ob und wie Sie über eine bestimmte persönliche Erfahrung sprechen. Denn das Entscheidende ist Ihr eigener, unverwechselbarer Blick auf die Dinge. Indem Sie über individuelle Aspekte sprechen, nehmen Sie aktiv Einfluss auf diesen Teil Ihrer Personal Brand und damit auf Ihr Image.
Ihre Geschichte zählt, indem Sie diese erzählen. Nur so erreicht sie die Menschen und zieht die Kreise, die Sie ansprechen bzw. erreichen wollen.
2. Eigene Erfahrungen machen nahbar
Persönliche Geschichten schaffen Nähe und machen einen greifbar, erlebbar, spürbar und mitunter auch verletzbar(-er). Zudem kann das Teilen einer sehr persönlichen Erfahrung auch anderen Menschen Mut machen.
Mit der Sichtbarkeit von individuellen Erfahrungen, gemeisterten Herausforderungen oder persönlichen Krisen zeigen Sie, dass hinter der Juristin bzw. dem Juristen auch ein Mensch mit Stärken und Schwächen steckt. Dies macht Sie empathisch und zugleich sehr authentisch.
3. Erfolgsfaktor Emotion
Storytelling ist nicht ohne Grund so präsent. Menschen suchen emotionale Verbindungen und fühlen sich durch persönliche Geschichten besonders angesprochen. Authentisch erzählte Erlebnisse – mit ihren Höhen und Tiefen – schaffen Vertrauen und stärken die Bindung weit mehr als rein fachliche Inhalte, sei es in sozialen Netzwerken wie LinkedIn oder im persönlichen Gespräch.
Denken Sie daran: Beim Personal Branding und Networking geht es vor allem darum, es menscheln zu lassen.
Persönlich vs. privat: So finden Sie Ihre individuelle Balance
1. Was spricht Ihre Zielgruppe an?
Sie wollen in Gesprächen oder auf LinkedIn authentisch rüberkommen, als Persönlichkeit überzeugen und beim Personal Branding private Themen außen vor lassen? Diese drei Strategien unterstützen Sie bei der Abgrenzung zwischen persönlich und privat.
Wen wollen Sie mit Ihrem Personal Branding erreichen? Welche Ihrer persönlichen Themen sind für Ihre Zielgruppe relevant? In welchem Setting passt es, dass Sie über Ihre individuellen Erfahrungen sprechen?
Denn wenn Sie etwas Persönliches oder auch Alltägliches teilen möchten, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, welche Aspekte Ihrer Persönlichkeit Ihre Expertise unterstreichen und Sie gleichzeitig authentisch rüberkommen lassen.
2. Personal Branding lebt von Persönlichkeit
Ihre juristischen Kompetenzen sind kopierbar – Ihre Persönlichkeit nicht. Genau diese Einzigartigkeit hebt Sie von anderen ab und ermöglicht es Ihnen, echte und vertrauensvolle Verbindungen aufzubauen. Menschen, die zu Ihnen passen, schätzen es sehr, Sie als Persönlichkeit und damit authentisch zu erleben.
Gerade in der juristischen Branche, in der Fachkompetenz als selbstverständlich gilt, kann Ihre persönliche Note den Unterschied machen. Zeigen Sie gezielt, wofür Sie stehen und welche Werte Sie vertreten. Sichtbarkeit bedeutet nicht Selbstdarstellung, sondern das bewusste Teilen von relevanten Inhalten, die Ihre Expertise unterstreichen und Ihre Persönlichkeit authentisch widerspiegeln.
3. Was und wie viel Sie preisgeben, entscheiden Sie
Es gibt keine festen Regeln in puncto persönlich vs. privat, sondern nur Ihre eigenen.
Personal Branding bedeutet also nicht, alles offenzulegen. Es geht darum, gezielt Facetten Ihrer Persönlichkeit sichtbar zu machen, die auf Ihre Personal Brand einzahlen. Dafür müssen Sie nicht über private Themen sprechen oder schreiben.
Reflektieren Sie bewusst: Welche persönliche Erfahrung oder welchen Aspekt Ihrer Persönlichkeit wollen Sie zukünftig nicht mehr privat halten, sondern in Ihr Personal Branding integrieren? Das kann ein besonderes Hobby (wie bspw. Improtheater spielen), eine prägende Lebenserfahrung (wie bspw. eine bestimmte Herausforderung in der Promotionszeit) oder eine wertvolle Kompetenz (wie bspw. die Freude am Auftritt vor Publikum) sein, die Sie einzigartig macht und zugleich auf Ihre Personal Brand einzahlt.
Beginnen Sie Ihre Sichtbarkeit mit einem kleinen Schritt. Teilen Sie eine persönliche Geschichte. Beobachten Sie dabei, wie Ihr Umfeld reagiert, wenn Sie diese erzählen.
Mehr zum Stellenwert von Personal Branding auf das berufliche Vorankommen von Nachwuchsjurist:innen erfahren Sie auch in diesem Beitrag der Autorin.
Die Autorin

Dr. Anja Schäfer ist Anwältin und Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Jurist:innen in puncto Personal Branding, Netzwerkaufbau und Sichtbarkeit als Expert:in sowie zur strategischen Ausrichtung bei beruflicher Neu- oder Umorientierung. Sie veranstaltet regelmäßig Networking-Events für Juristinnen, so bspw. am 4. April 2025, bereits zum fünften Mail in Folge den virtuellen „Juristinnen netzwerken … TAG“ mit dem diesjährigen Schwerpunkt „Personal Branding in Zeiten von KI“. Für Nachwuchsjuristinnen wird ein besonders günstiges Ticket angeboten. Mehr Informationen finden Sie hier. |