Legal Tech ist die Digitalisierung des Rechtsdienstleistungssektors
Legal Tech (oder Legal Technology) sind digitale Produkte in Form von Software und Online Services rund um die juristische Arbeit. Ziel ist es, bestehende Prozesse mittels Digitalisierung zu automatisieren, verbessern oder zu erleichtern.
Legal Tech Tools helfen Mandanten, Rechtsanwälten und Kanzleien im Rahmen der Rechtsberatung. Hiervon sind die Bereiche Kanzlei- und Unternehmensorganisation, Dokumentenmanagement, -erstellung und -analyse, Recherche und Ausbildung betroffen.
Zusätzlich gibt es Marktplätze an denen Rechtsberatung für Privatkunden und Unternehmen vermittelt wird, Plattformen für Online Streitbeilegung und weitere, teilweise sehr spezielle Legal Tech Lösungen.
Seit den letzten 5 bis 10 Jahren ist das Thema Legal Tech in aller Munde. Der technische Fortschritt und die Innovationsfreudigkeit bringen immer mehr Legal Tech Unternehmen hervor. Weltweit sind es momentan knapp über 1.000. In diesem Artikel stellen wir Ihnen 7 erfolgreiche Beispiele vor.
Inhaltsverzeichnis
Flightright
Flightright hat es sich zum Ziel gesetzt, Flugreisenden zu ihrem Recht zu verhelfen. Fluggästen steht eine Entschädigung zu, wenn Flüge sich verspäten, ausfallen oder umgebucht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Anschlussflüge verpasst werden.
Abhängig von der Flugstrecke steht den Fluggästen eine Entschädigungssumme zwischen 250€ und 600€ zu. Grundlage hierfür ist die 2005 in Kraft getretene europäische Fluggastrechte-Verordnung, welche dem Verbraucherschutz der Flugreisenden dient.
Häufig kennen Privatpersonen ihre Rechte nicht oder fühlen sich aufgrund ihrer mangelnden rechtlichen Expertise überfordert. Flightright versucht daher Aufklärungsarbeit zu leisten und anschließend ihre Rechtsdienstleistung anzubieten.
Auch wenn Fluggäste ihre Rechte kennen, ist der damit einhergehende Papierkrieg für viele abschreckend. Hinzu kommt, dass Flugunternehmen häufig gar nicht reagieren oder die Auszahlung einer Entschädigung verweigern.
Dann bedarf es rechtlicher Schritte.
Viele scheuen sich vor dem Gang zum Rechtsanwalt, um ihre Fluggastentschädigung einzufordern. Das liegt an dem damit verbundenen Aufwand, denn meistens ist dies mit hohen Kosten und viel Zeit verbunden. Es stellt sich auch immer die Frage, ob man am Ende mit einem Plus rausgeht oder ob man aufgrund der Anwaltskosten noch draufzahlen darf.
An dieser Stelle kommt Flightright ins Spiel, indem das Unternehmen den Flugreisenden mit einer bequemen Online-Lösung über seine Rechte aufklärt und diese anschließend durchsetzt.
Hierfür trägt der Fluggast zunächst die relevanten Informationen wie Flugnummer und Datum in eine Online-Eingabemaske ein. Anschließend gleicht Flightright diese Angaben vollautomatisch mit einer Datenbank ab, die ständig mit den neusten Flugdaten gefüttert wird.
Daraufhin findet ein eigens dafür programmierter Algorithmus heraus, ob für den Kunden ein Schadensersatzanspruch besteht. Mittels Machine Learning wird dieser ständig verbessert.
Diese Dienstleistung ist für den Flugreisenden komplett kostenlos. Im Anschluss kann sich der Kunde dann entscheiden, ob er Flightright mit der Durchsetzung seines Rechts beauftragen möchte.
Auch dies erfolgt problemlos online und ist dadurch nicht mit dem Aufwand vergleichbar, welcher mit der Beauftragung einer Kanzlei einhergehen würde. Sind die Bemühungen Flightrights erfolgreich, so wird dem Fluggast die Entschädigung ausgezahlt.
Flightright behält hierbei 20-30% Erfolgsprovision zzgl. Mehrwertsteuer ein. Ist das Unterfangen nicht erfolgreich, muss der Kunde gar nichts zahlen. Der Vorteil hierbei: Wird ein Schadensersatz erwirkt, so ist man immer im Plus, da die Rechtsdienstleistungskosten prozentual von dem tatsächlichen Entschädigungsbetrag abgezogen werden.
Das Unternehmen mit Sitz in Potsdam hat in Deutschland mittlerweile über 100 Mitarbeiter. Gegründet wurde es 2010 von Dr. Philipp Kadelbach und Dr. Sven Bode.
Inzwischen hat das Unternehmen eine beachtliche Entschädigungssumme von über 150.000.000€ durchgesetzt. Das liegt nicht zuletzt an der Standfestigkeit des Unternehmens, denn anfangs zogen die Flugunternehmen regelmäßig vor Gericht. Inzwischen sparen sie sich häufig diese Kosten.
Geblitzt.de
Ein weiteres Legal Tech Unternehmen, welches Rechtsdienstleistungen für Privatpersonen anbietet, ist Geblitzt.de. Seit 2013 hilft das in Berlin sitzende Unternehmen CODUKA UG Verkehrsteilnehmern, denen eine Ordnungswidrigkeit zulasten gelegt wird.
Hierzu zählen neben Geschwindigkeitsüberschreitungen auch Drängeln, Fahren über rote Ampeln und Handy am Steuer.
Die meisten Verkehrsteilnehmer nehmen ihre Bußgelder hin und zahlen sie. Doch viele Bußgeldbescheide weisen Mängel auf und sind daher anfechtbar. Geblitzt.de bietet den Betroffenen die Möglichkeit, diesen Kosten eventuell zu entgehen.
Die Vertragsanwälte von Geblitzt.de prüfen die Bußgeldbescheide und versuchen eine Einstellung des Verfahrens zu erwirken, wodurch die Bußgeldbescheide anschließend unwirksam werden.
Dieser Service wurde durch den Anbieter teilautomatisiert und ist für den Kunden komplett kostenlos. Geblitzt.de finanziert sich durch die Vergabe von Softwarelizenzen an ihre Vertragsanwälte.
edicted.
Die 2014 gegründete edicted GmbH ist im Legal Outsourcing Bereich tätig und bietet Kanzleien und Unternehmen die Möglichkeit, klassische Aufgaben in der Anwaltstätigkeit zu delegieren.
Nicht alle Kanzleien haben jederzeit die personellen Kapazitäten, die sie für ihren Arbeitsalltag benötigen. Besonders kleinere Kanzleien geraten in Phasen mit vielen Mandaten an ihre Belastungskapazität.
Dauerhaft Personal einzustellen, bietet gerade bei schwankenden Auftragslagen natürlich immer ein unternehmerisches Risiko und nicht jedes Unternehmen kann sich interne Rechtsexperten wie z.B. einen Syndikusanwalt leisten. Daher kann es Sinn machen, externe Dienstleister mit verschiedenen Kanzleiaufgaben zu beauftragen.
Über edicted. kann das passende juristisches Personal gefunden werden, um Kanzleiaufgaben outzusourcen. Hierzu zählt zum Beispiel die Recherche, das Verfassen und Überprüfen von Schriftsätzen oder Verträgen und das Erstellen von Kanzleitexten. Auch die Terminvertretung durch einen Anwaltskollegen ist ein sehr praktisches Angebot.
Bei edicted. kann sich der Kunde aussuchen, ob der Auftrag von einem Studenten, einem Referendar oder einem fertig ausgebildeten Rechtsanwalt ausgeführt werden soll. Dementsprechend variiert natürlich der Stundensatz.
Anhand der Angaben des Auftraggebers findet edicted. automatisiert einen passenden Dienstleister, führt beide Seiten zusammen und bietet eine Plattform, über welche alle relevanten Informationen in Form von Dokumenten und Nachrichten ausgetauscht werden können.
Während des Auftragsvorgangs wird das Honorar für den Auftragnehmer auf einem treuhänderischen Konto verwahrt und anschließend ausgezahlt.
Advocado
Advocado ist ein Rechtsberatungsportal, welches Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit bietet, den passenden Anwalt für spezifische Rechtsfragen zu finden.
Im Rechtsdienstleistungssektor ist es als unerfahrener Kunde sehr schwer einen Überblick zu gewinnen. Welche Rechtsgebiete tangiert mein Problem und an welchen Anwalt soll ich mich wenden? Die Suche nach einer geeigneten Kanzlei kann sehr aufwendig und nervenaufreibend sein.
Das 2014 gegründete Unternehmen aus Greifswald fungiert als Online Marktplatz für Rechtsanwälte. Hier finden Kunden in allen rechtlichen Belangen den passenden Rechtsbeistand.
Dafür schildert man seinen Fall und fügt gegebenenfalls relevante Dokumente hinzu. Daraufhin wird die Situation von einem Anwalt eingeschätzt. Es werden Informationen zur Gesetzeslage gegeben, auf Rechte und Pflichten hingewiesen sowie die Aussichten auf Erfolg dargelegt.
Dieser Service ist komplett kostenlos und erfolgt innerhalb von zwei Stunden. Das Risiko, unpassende Hilfe zu bekommen oder eine unnötige Rechtsdienstleistung in Auftrag zu geben, ist daher sehr gering.
Im Anschluss erhält der Kunde ein Beratungsangebot, welches zu seinem Anliegen passt. Der Vorteil hierbei: Die Angebote werden mit einem Festpreis angegeben. Dadurch sind die Kosten für den Kunden klar absehbar und es können kalkulierte Entscheidungen getroffen werden.
Kommt es zur Erteilung eines Auftrags, werden alle weiteren Schritte ebenfalls in verschlüsselter Form über das Portal abgewickelt.
Über Advocado haben inzwischen über 15.000 Mandaten auf die Rechtsdienstleistungen von ca. 350 Partner-Kanzleien zurückgegriffen.
Smartlaw
Smartlaw wurde 2012 in Berlin gegründet und gehört seit 2014 zum Informationsdienstleister Wolters Kluwer. Die Idee hinter Smartlaw ist es, den Kunden eine möglichst bequeme und unkomplizierten Möglichkeit zu geben, individualisierte Rechtsdokumente in anwaltlicher Qualität zu erstellen.
Die Dokumente werden aufgrund der angegebenen Informationen automatisiert erstellt und bieten eine attraktive Alternative zu häufig veralteten und fehlerhaften Mustervorlagen. Gleichzeitig sind sie wesentlich günstiger, als wenn sie ein Anwalt erstellen würde.
Neben dem Kostenfaktor überzeugt Smartlaw auch mit der zeitlichen Verfügbarkeit. Ob nach Feierabend oder am Wochenende, der Online Service steht jeder Zeit zur Verfügung und hat keinen Dienstschluss.
Das Angebot der möglichen Dokumente bei Smartlaw ist riesig. Es umfasst über 190 verschiedene Rechtsdokumente in den Bereichen von Arbeitsverträgen, Mietverträgen und der Unternehmensgründung.
Auch die Themen Erbe, Darlehen, Vollmacht, E-Commerce und Verein werden abgedeckt und es kommen ständig neue Dokumente hinzu. Zusätzlich werden die Rechtsdokumente ständig auf dem neuesten Stand gehalten.
Neben der Erstellung dieser Dokumente, können Nutzer diese auch über die Plattform verwalten. Hinzu kommt eine Rechtsradarfunktion, welche den Kunden automatisch darüber informiert, wenn es Veränderungen in der Rechtslage gibt, die seine Dokumente betreffen und sich daraus ein Handlungsbedarf ergibt.
Die Rechtsdokumente von Smartlaw können entweder im Einzelkauf oder als Teil eines Abonnements erworben werden.
Das Abonnement hat keine Mindestvertragslaufzeit und bietet dem Nutzer die Möglichkeit, aus einer Vielzahl verschiedener Dokumente die für ihn relevanten auszuwählen. Das ist besonders dann praktisch, wenn man in kurzer Zeit allerlei Dokumente braucht, wie z.B. bei einer Vereins- oder Unternehmensgründung.
Janofair
Janofair gehört zur janolaw AG und ist eine Plattform im Bereich Online Dispute Resolution (Online Streitbeilegung). Ziel ist es, zivilrechtliche Streitigkeiten zwischen Verbrauchern und Online Shops mit Firmensitz in Deutschland beizulegen.
Das janoFair-Verfahren findet auf freiwilliger Basis und außergerichtlich statt. Am Ende des Verfahrens soll eine gütliche Einigung der beiden Konfliktparteien zustande kommen, um die Streitigkeiten beizulegen.
Ist ein Kunde mit der Leistung eines Online Shops, welches am janoFair-Verfahren teilnimmt, unzufrieden, so kann er einen Schlichtungsantrag stellen. Dies erfolgt online über die Antragsfunktion von janoFair.
Hierfür gibt der unzufriedene Kunde zunächst alle relevanten Daten über seine Person, den Händler und den Kaufvertrag an. Anschließend wird der Betreiber des Online Shops aufgefordert, zum Antrag des Kunden Stellung zu nehmen.
Ein Rechtsanwalt der Partnerkanzlei janolaw chung erarbeitet dann auf der Basis beider Vorträge einen Vorschlag zur gütlichen Konfliktbeilegung, welcher beiden Parteien vorgestellt wird. Sind Kunde und Unternehmen mit diesem Vorschlag einverstanden, kann der Konflikt niedergelegt werden.
Die janoFair-Schlichtung bietet hierbei eine attraktive Alternative zum gerichtlichen Weg, wenn Uneinigkeit über die Erbringung der Leistung herrscht. Für Verbraucher, die einen Schlichtungsantrag stellen, ist der Service kostenfrei.
Der Gang zum Rechtsanwalt und Gericht entfällt, da der gesamte Prozess online abgewickelt wird. Trotzdem wird die Schlichtung, obgleich sie außergerichtlich stattfindet, von Volljuristen betreut.
Das spart im Vergleich zum Gerichtsverfahren natürlich für beide Seiten viel Zeit und Geld. Auch entfallen die langen Bearbeitungszeiten der Gerichte. Eine janoFair-Schlichtung wird innerhalb von 3 Monaten abgeschlossen.
Der Gang zum ordentlichen Gericht ist hierbei zu keiner Zeit ausgeschlossen, falls das Schlichtungsverfahren an seine Grenzen stößt. Eine Schlichtung über janoFair ist nicht möglich, wenn der Streitwert 100.000€ übersteigt oder das Hören von Zeugen zur Klärung des Streits notwendig ist.
Busylamp
Das Frankfurter Unternehmen BusyLamp wurde 2011 gegründet. BusyLamp bietet Privatpersonen, Kanzleien und Unternehmen die Möglichkeit, die Kosten für ihre in Anspruch genommene Rechtsberatung im Überblick zu behalten.
BusyLamp ist ein softwarebasiertes Tool, welches im Kanzlei- und Unternehmensmanagement zum Controlling der Rechtsdienstleistungskosten eingesetzt wird.
Im Bereich der Rechtsdienstleistung wird die Software von beiden Seiten genutzt. Rechtsanwälte tragen die von ihnen aufgewendeten Zeiten ein und Mandanten erhalten dadurch eine bequeme und transparente Einsicht in den Verlauf und die Kosten ihrer Beratung.
Kanzleien und Unternehmen, welche viel externe Rechtsberatung in Anspruch nehmen, können die Zusammenarbeit durch dieses Tool erheblich erleichtern. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass neben der Prozessüberwachung auch eine effektive Kommunikation über die Software möglich ist.
Hinzu kommt die Möglichkeit, mittels eBilling auch die Rechnungsabwicklung über BusyLamp laufen zu lassen. Dadurch, dass mehrere Arbeitsschritte mit einem einzigen Tool bearbeitet werden können, sinken die Controlling- und anderweitigen Kosten des Rechtsberaters und des Mandanten.
Zusätzlich können Vorhersagen über künftige Kosten aufgrund vorheriger Daten getroffen werden und ein Alarmsystem warnt vor Überschreitungen festgelegter Höchstgrenzen im Budget.
BusyLamp arbeitet momentan in über 100 Ländern und hat Standorte in Frankfurt, London und New York.
Legal Tech ist weiterhin auf dem Vormarsch
Das Thema Legal Tech bleibt nicht nur aktuell, sondern gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das beweisen einige der ersten Startups, die in diesem Bereich entstanden sind und heute zu etablierten und profitablen Unternehmen im Rechtsdienstleistungssektor gehören.
Es bleibt spannend, zu beobachten, welche weiteren Bereiche der juristischen Arbeit von smarten Legal Tech Lösungen erfasst werden. Auch die Entwicklung der Startup-Szene ist in diesem Zusammenhang sehr interessant.
Bereits heute zeigt sich, dass nicht nur Existenzgründer sich der Legal Technology annehmen. Auch die großen Wirtschaftskanzleien forschen und entwickeln in Eigenregie und in Kooperation mit Startups in diesem Bereich.
Legalhead
Auch wir von Legalhead gehören dem Bereich Legal Tech an, da wir uns auf die digitale Vermittlung von Juristen konzentrieren. Wenn auch Sie nach einem Job suchen, dann melden Sie sich jetzt an bei Legalhead.
Legalhead funktioniert nach dem Matching-Prinzip. Das bedeutet, Kanzleien sowie Kandidatinnen und Kandidaten können mit einem Klick gegenseitiges Interesse bekunden, und schon startet der Bewerbungsprozess.
Hierfür erstellen Sie sich zunächst unter Legalhead.de ein Profil. Neben Ihren Qualifikationen geben Sie auch Ihre Gehaltsvorstellungen an. Die persönlichen Informationen im Bewerbungsprozess bleiben solange anonym bis konkrete Verhandlungsgespräche starten.
Das Wunschgehalt ist für niemanden außer Sie ersichtlich. Es dient lediglich als Auswahlkriterium für die Stellen, die Ihnen angezeigt werden. Gerne können Sie durch Veränderungen der Lohnvorstellungen einen Überblick ihrer Marktchancen identifizieren.
Natürlich können Sie das Profil im Anschluss an Ihre Nachforschungen einfach ruhen lassen. Unternehmen können weiterhin Interesse an Ihrem anonymen Profil bekunden und mit etwas Glück klopft die Wunschstelle demnächst von ganz alleine an Ihre Tür.