Herzlich willkommen im Club der angehenden Juristinnen und Juristen! Wenn du gerade diesen Artikel liest, stehst du vermutlich vor einer der ersten großen Hürden deines Studiums: dem Pflichtpraktikum. Plötzlich fühlt es sich so an, als sei die Jagdsaison eröffnet. Jeder braucht einen Platz, jeder will in eine renommierte Kanzlei oder ein spannendes Unternehmen und auf jede einzelne Ausschreibung scheinen sich hunderte Kommilitonen zu bewerben.
Diese Anspannung spüren wir auch: Auf Karrieremessen und Events hören wir bei Legalhead immer wieder die Frage: „Vermittelt ihr eigentlich auch Praktika und Werkstudierenden-Stellen?“
Unsere ehrliche Antwort darauf ist: Nein, unser Fokus als Job-Matching-Plattform liegt auf dem Karriereschritt nach dem Examen, also dem Referendariat und dem Berufseinstieg nach dem 2. Examen. Aber gerade weil wir diese Frage rund um das Jura Praktikum so oft hören und wissen, wie wichtig dieser erste Praxiskontakt für deine spätere Karriere ist, wollen wir dich bei dieser Suche nicht alleine lassen. Wir können dir zwar keine direkten Stellen für deine Pflichtpraktika vermitteln, aber wir können dir etwas anderes Wertvolles an die Hand geben: eine erprobte Strategie und das Wissen, wie du dir einen guten Praktikumsplatz sicherst.
Dieser Guide zeigt dir, wie du den Prozess von Anfang bis Ende meisterst. Du erfährst nicht nur, wo du suchen musst, sondern vor allem, wie du dich so präsentierst, dass du aus der Masse herausstichst und am Ende nicht irgendeinen, sondern deinen Traumplatz bekommst.
Inhalt
Strategie statt Panik: Warum die richtige Vorbereitung dein größter Vorteil ist
Bevor du auch nur eine einzige Bewerbung schreibst, musst du einen Schritt zurücktreten. Der häufigste Fehler ist, panisch und ungezielt Bewerbungen an Dutzende Adressen zu senden. Ein gezieltes Vorgehen ist nicht nur stressfreier, sondern auch unendlich viel erfolgreicher.
Definiere dein Ziel: Was willst du vom Praktikum wirklich?
Frag dich ehrlich: Was erwarte ich von dieser Erfahrung? Möchtest du die strukturierte, internationale Welt einer Großkanzlei kennenlernen? Oder reizt dich die persönlichere Atmosphäre einer mittelständischen Boutique, wo du vielleicht schneller an Mandatsarbeit herangeführt wirst? Vielleicht willst du aber auch die andere Seite des Tisches erleben und in die Rechtsabteilung eines Unternehmens oder in die Justiz bei einem Gericht schnuppern.
Um diese entscheidende Frage für dich zu beantworten, hilft es, dir ein paar konkrete Leitfragen zu stellen. Nimm dir einen Moment Zeit und denke über Folgendes nach:
- Fachliches Interesse: Welches Rechtsgebiet hat dich im Studium bisher wirklich begeistert und warum?
- Gewünschte Tätigkeit: Was reizt dich mehr: die strategische Beratung, die streitige Auseinandersetzung vor Gericht oder die gestaltende Arbeit an Verträgen?
- Persönliches Umfeld: In welchem Umfeld arbeitest du am besten – in einem großen, internationalen Team oder einer kleineren, persönlicheren Einheit?
Die ehrlichen Antworten auf diese drei Fragen zeichnen bereits ein klares Bild von deinem idealen Praktikumsplatz und machen die Entscheidung zwischen Kanzleityp oder Unternehmen viel einfacher.
Timing ist alles: Der perfekte Zeitplan für deine Bewerbung
Eine der wichtigsten, aber oft übersehenen Hürden sind die Vorgaben und Fristen. Die Basis ist bundesweit im Deutschen Richtergesetz (§ 5a DRiG) geregelt: Du musst insgesamt drei Monate praktische Studienzeit vor der Examensanmeldung nachweisen, absolviert in der vorlesungsfreien Zeit.
Doch der Teufel steckt im Detail, genauer gesagt im Juristenausbildungsgesetz (JAG) deines jeweiligen Bundeslandes. Hier gibt es entscheidende Unterschiede:
- Wann darf ich anfangen? Die meisten Länder, wie Bayern oder Hessen, erlauben Praktika ab dem Ende des zweiten Fachsemesters. Andere, wie Thüringen, erst ab dem dritten.
- Welche Bereiche sind Pflicht? NRW verlangt zum Beispiel je vier Wochen in der Rechtspflege (z.B. Anwalt) und bei einer Verwaltungsstelle. Hessen schreibt ein Gerichtspraktikum in der Gruppe vor. In Bayern wiederum hast du mehr Wahlfreiheit zwischen den drei großen Rechtsgebieten.
Dein erster, wichtigster Schritt ist also: Schau in das JAG deines Bundeslandes! Die Webseiten deiner Fakultät oder des Landesjustizprüfungsamtes (LJPA) bieten hierzu meist verständliche Merkblätter.
Profi-Tipp: Besonders Großkanzleien haben lange Vorlaufzeiten. Für ein Praktikum im Sommer solltest du dich oft schon im Herbst des Vorjahres bewerben. Plane also mindestens 6-12 Monate im Voraus!
Deine Unterlagen – Mehr als nur eine Notenübersicht
Dein Lebenslauf und dein Anschreiben sind deine Visitenkarte. Auch wenn du noch keine beeindruckende Praxiserfahrung hast, kannst du hier punkten:
- Lebenslauf: Führe nicht nur deinen Schwerpunkt auf, sondern beschreibe kurz, was dich daran fasziniert. Hast du an einem Moot Court teilgenommen? Super, das zeigt Teamfähigkeit und rhetorisches Geschick. Soziales Engagement? Das beweist Verantwortungsbewusstsein.
- Anschreiben: Vermeide unbedingt leere Floskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich…“. Zeige von der ersten Zeile an Persönlichkeit und Motivation. Ein sauber formatierter, fehlerfreier und gut strukturierter Lebenslauf ist die absolute Grundvoraussetzung.
Dir fehlt ein guter Lebenslauf? Mit unserem kostenfreien Legalhead Lebenslauf-Template ist die halbe Miete schon mal:
Die Suche abseits der Masse: Wo sich die besten Chancen verbergen
Jetzt, wo deine Strategie steht, geht die aktive Suche los. Es gibt mehr Wege als nur die offensichtlichen und genau dort liegen oft die besten Chancen auf ein Jura Praktikum. WIr zeigen dir welche Optionen du hast!
Die klassischen Anlaufstellen clever nutzen
Natürlich sind die Karriereportale deiner Universität und die Webseiten der großen Kanzleien deine erste Anlaufstelle. Um hier nicht in der Masse unterzugehen, richte dir gezielte E-Mail-Alerts ein und bewirb dich so früh wie möglich, sobald eine passende Stelle ausgeschrieben wird.
Deine Geheimwaffe: Die perfekt formulierte Initiativbewerbung
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Besonders mittelständische Kanzleien, spezialisierte Boutiquen oder kleinere Unternehmen schreiben Praktika oft gar nicht erst aus. Eine proaktive Initiativbewerbung zeigt überdurchschnittliches Engagement und landet nicht auf einem riesigen Stapel, sondern oft direkt beim richtigen Ansprechpartner. Finde über die Kanzlei-Website oder LinkedIn heraus, wer für den Fachbereich oder die Personalabteilung zuständig ist und adressiere deine Mail direkt an diese Person.
Kontakte knüpfen, bevor du sie brauchst: Effektives Networking
Das berühmte „Vitamin B“ kannst du dir selbst aufbauen. Gehe zu Karrieremessen, Fachvorträgen an deiner Uni oder anderen Branchenveranstaltungen. Ein Beitrag zum Netzwerken auf Karrieremessen verlinken wir dir hier. Der Trick ist, nicht nur Goodies einzusammeln, sondern intelligente Fragen zu stellen. Zeige ehrliches Interesse an der Arbeit der Anwälte oder Personaler. Auch LinkedIn ist ein mächtiges Werkzeug: Folge Kanzleien, die dich interessieren, und vernetze dich mit Recruitern oder jungen Associates.
Die Bewerbung, die im Gedächtnis bleibt: So stichst du heraus
Du hast eine passende Stelle gefunden? Perfekt. Jetzt geht es darum, eine Bewerbung zu erstellen, die nicht sofort aussortiert wird.
Personalisiere dein Anschreiben – Recherche ist der Schlüssel
Nichts ist langweiliger als ein Standardanschreiben. Zeige, dass du dich wirklich mit dem Arbeitgeber beschäftigt hast. Hat die Kanzlei kürzlich ein spannendes Mandat gewonnen? Wurde ein Artikel veröffentlicht, der dich interessiert? Beziehe dich darauf!
Statt: „Ich interessiere mich sehr für Ihre Kanzlei.“ Schreibe: „Besonders Ihr Fokus auf erneuerbare Energien, den ich dem kürzlich erschienenen Fachbeitrag von Dr. Mustermann entnommen habe, deckt sich perfekt mit meinem Schwerpunkt im Umweltrecht.“
Das Bewerbungsgespräch: Mehr als ein Verhör
Wenn du zum Gespräch eingeladen wirst, hast du die größte Hürde geschafft. Sieh es nicht als Prüfung, sondern als Dialog auf Augenhöhe. Bereite dich auf Klassiker wie „Warum Jura?“ oder „Warum gerade wir?“ vor, aber das Wichtigste ist: Bereite eigene, kluge Fragen vor. Fragen wie „Wie wird ein Praktikant bei Ihnen ins Team integriert?“ oder „An welchen Arten von Aufgaben werde ich mitarbeiten können?“ zeigen, dass du gedanklich schon den nächsten Schritt gehst.
Vom Praktikant zum potenziellen Kollegen: Das Praktikum optimal nutzen
Herzlichen Glückwunsch, du hast den Platz! Jetzt geht es darum, diese Chance maximal zu nutzen – für dein Wissen, dein Netzwerk und vielleicht sogar für deinen späteren Berufseinstieg.
Die ersten Tage: Zuhören, lernen und die richtigen Fragen stellen
Sei pünktlich, freundlich und aufmerksam. Mache dir Notizen, wenn dir Aufgaben erklärt werden. Niemand erwartet, dass du alles weißt, aber man erwartet, dass du lernwillig bist.
Zeige Initiative, aber kenne die Grenzen
Wenn du mit einer Aufgabe fertig bist, warte nicht, bis dir die nächste zugeteilt wird. Frage proaktiv nach, ob du jemanden unterstützen kannst. Das zeigt Engagement. Sei dabei aber nicht aufdringlich und respektiere, wenn dein Ansprechpartner gerade keine Zeit hat.
Das Ziel im Blick: Ein exzellentes Zeugnis und wertvolle Kontakte
Bitte während deines Praktikums aktiv um Feedback, um dich verbessern zu können. Frage gegen Ende deines Praktikums höflich nach einem Abschlussgespräch und einem Zeugnis. Und das Wichtigste: Vernetze dich mit den Kollegen, die du sympathisch findest, auf LinkedIn. Ein gutes Netzwerk ist eine der wertvollsten Währungen im Berufsleben.
Ein erfolgreiches Jura Praktikum ist der beste Nährboden für deinen späteren Berufseinstieg. Es schärft dein Profil, gibt dir Klarheit über deine Ziele und bereitet dich auf die wirklich großen Karriereentscheidungen vor. Die Mühe, die du jetzt investierst, zahlt sich garantiert aus.
Like.Match.Job
Like. Match. Job. Bei Legalhead können neben berufserfahrenen Professionals auch Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen anonym, mobil und einfach nach passenden Vakanzen Ausschau halten. Unser smarter Matching-Algorithmus schlägt ausschließlich passgenaue Stellenanzeigen vor, die zu deinen Wunschangaben und Qualifikationen passen. Vielfältige Filtermöglichkeiten ermöglichen bei uns das perfekte Match zwischen Unternehmen und Talent. Legalhead macht außerdem aufwändige Papierbewerbungen überflüssig: Mit nur einem Klick auf das „Daumen hoch“-Symbol bekundest du Interesse an einer offenen Stelle bzw. an einem Unternehmen. Das lästige Anschreiben entfällt. Für unsere Talente ist die Nutzung von Legalhead jederzeit komplett kostenfrei. Unser Provisionsmodell für Unternehmen ist rein erfolgsbasiert.